1990– 1999

Die Neunziger Jahre – neue Infrastruktur!

Das Jahr 1990 begann mit der traditionellen Winterfeier, auf der Gerhard Kühner für seine Arbeit im TSV die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg erhielt. Während sich der Verein finanziell konsolidiert, vermeldeten die Sparten Fußball und Handball schlechte Nachrichten: Die aktiven Fußballer stiegen in die Kreisliga B ab, der Spielermangel in der Handballabteilung wurde existenzbedrohlich und sollte durch ein neues Führungsteam unter Petra Kraus behoben werden. Lediglich im Turnen war ein Aufwärtstrend zu erkennen, der sich bei der Teilnahme am Deutschen Turnfest im Ruhrgebiet, beim Kreiskinderturnfest und in der Gründung einer Seniorengymnastikgruppe widerspiegelte. Im März verstarb mit dem Ehrenvorsitzenden Willy Weidenmann ein verdienter Nestor des TSV und der Gemeinde Nordhausen. Ihm zu Ehren wurde das Nebenzimmer des TSV nach ihm benannt und gemeinsam mit Gästen aus dem nunmehr 25 Jahre freundschaftlich verbundenen Nordhausen im Ostalbkreis im September eingeweiht. Nachdem bereits im Vorjahr die Vereinsführung grünes Licht gegeben hatte wurde im März 1991 die Abteilung Radfahren unter Uli Sauer gegründet, nachdem die Gruppe zunächst in loser Organisationsform bereits bei Radtouristikfahrten erfolgreich teilgenommen und unter der Schirmherrschaft der Abteilung Turnen einen Fahrradreparaturkurs angeboten hatte. Ansonsten verlief das Sportjahr im TSV eher ruhig, einzig nennenswerter Erfolg der Fußballer war ein 4. Platz der Aktiven beim Zabergäu-Pokal in Güglingen. Die Handballerinnen mussten ihre Mannschaft leider vom Spielbetrieb zurückziehen, zum Jahresende wurde die Abteilung dann aufgelöst. Nach langer Pause wurde wieder ein gemeinsamer Vereinsausflug veranstaltet, der die Teilnehmer nach Franken führte. Durch die Einweihung der Willy-Weidenmann-Halle im September wurden die Trainingsbedingungen erheblich verbessert. Auch der TSV konnte seine Ausstattung erweitern. Eine Spende des Ehepaars Oschewski ermöglichte die Anschaffung von Geschirr für verschiedene Festveranstaltungen. Zudem bauten einige Mitglieder einen Anhänger zum Transport des TSV-eigenen Zeltes.

Die Winterfeier 1992 konnte erstmals in der neuen Willy-Weidenmann-Halle gefeiert werden, die Dank großem Besucherandrang ausverkauft war. Durch eine Änderung der Satzung wurden die jugendlichen Mitglieder erstmals aktiv an der Meinungsbildung im TSV beteiligt. Nach Wahl durch die Jugendvollversammlung wurde Dietmar Reiner Mitglied des Vorstandes. Erste Vereinsjugendsprecherin wurde Tina Merkle. Es war auch die Jugend, die 1992 sportliche Akzente setzte: Die F-Jugend der Fußballer wurde Meister und gewann ungeschlagen das Turnier in Klingenberg. Einige junge Turner kehrten erfolgreich vom Gauturnfest zurück. Die Radabteilung veranstaltete im September erstmals eine mehrtägige Ausfahrt in die Löwensteiner Berge.

1993 wurde die Abteilung Jedermannsport unter Heinz Gassmann ins Leben gerufen, mit dem Ziel, Sport und Spiel für alle Altersgruppen anzubieten. Ansonsten waren keine sportlichen Neuigkeiten zu vermelden. Im Herbst fand erstmals die Nordhausener Weinhocketse der Fußballer statt, die regen Zuspruch fand.

Die Winterfeier eröffnete auch das Jahr 1994 mit einer Überraschung der Theatergruppe, die nach 1948 zum zweiten Mal das Stück „Verlobung im Wengerthäusle“ inszenierte. Im Mai nahmen 7 Turnerinnen am deutschen Turnfest in Hamburg erfolgreich teil. Nach langer Pause veranstalteten die AH-Fußballer wieder ein Kleinfeldturnier, das sportlich und finanziell ein großer Erfolg war. Am 13.6.1994 wurde unter der Führung von Jürgen Reinhold der Förderverein des TSV gegründet, der den TSV künftig in seiner Arbeit für den Breitensport finanziell unterstützen sollte. Erstes Ausrufezeichen setzte der neue Verein durch Auflegen der Stadion News, die ab 1995 regelmäßig erschien. Im Herbst fuhren die Radfahrer in den Schwarzwald, während die Jedermann-Abteilung im Allgäu einen Abenteuerausflug veranstaltete.

1995 brachte einschneidende Veränderungen in der Vereinsführung: Mit nunmehr über 70 Jahren gab der 1. Vorsitzende Reinhold Conte die Vereinsführung in die jüngeren Hände von Friedrich Weinmann, der zuvor als 2. Vorsitzender tätig war. Reinhold Conte hatte sein gesetztes Ziel fast erreicht. Nach 6 Jahren Amtszeit wies der Vereinshaushalt einen Schuldenstand von nur noch 25.000,- DM auf, die durch zinslose Darlehen gedeckt waren. Zum Jahresende war der Haushalt ausgeglichen. Nach dem ersten Pressewart Gerhard Franz in den Siebzigern wurde mit Werner Weidenmann der neu geschaffene Vorstandsposten des Referenten für Öffentlichkeitsarbeit besetzt, um dem TSV mehr Außenwirkung zu verleihen. Zum 2. Vorsitzenden wurde Gerhard Schilling gewählt, der jedoch nach bereits 6 Monaten sein Amt wieder zur Verfügung stellte und durch Helmut Klenk beerbt wurde. Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde Reinhold Conte zum zweiten Ehrenvorsitzenden in der Vereinsgeschichte ernannt.

Lore Kasseckert erhielt für ihren jahrzehntelangen Einsatz für das Turnen im TSV die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen. Sportlich verlief das Jahr wenig spektakulär. Zahlreiche Veranstaltungen aller Abteilungen zeugten jedoch von der Vielseitigkeit des Sportangebotes des TSV. Erfolgreich waren die Fußballer gleich zu Beginn des Jahres 1996, als sie beim Hallenturnier in Güglingen Platz 3 erreichten. Kurz darauf wurde die D-Jugend an selber Stelle Turniersieger. Sören Schilling wurde zum besten Spieler des Turniers gekürt. Ähnlich erfolgreich war die D-Jugend in Eibensbach, wo sie einen 2. Platz errang. Stefan Salen war hier bester Spieler des Turniers. 10 Turnerinnen nahmen erneut aktiv am Landesturnfest teil und konnten teils sehr gute Platzierungen erreichen. Die Jedermann-Abteilung wurde unter Hans-Werner Lutz zur Abteilung Freizeitsport und meldete neue Initiativen: Volleyballinteressierte waren gesucht, unter Rainer Nübel bildete sich ein Lauftreff. In den 90er Jahren entwickelte sich beim TSV eine neue Ausflugswelle. Beinahe jede Gruppe war im Laufe des Jahres mehrere Tage unterwegs. Zum Jahresende vermeldete Schatzmeister Wolfgang Schulz, dass der TSV die Schulden aus dem Sportheimneubau vollständig abgetragen hatte.

Mit der erstmaligen Verleihung des „Pluspunktes Gesundheit“ für die Aktivitäten von Nicole Baier wurde 1997 die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung der Übungsleiter der Turnabteilung vom Schwäbischen Turnerbund honoriert. Durch weiteren Ausbau diverser Angebote (Wirbelsäulengymnastik etc.) – auch für Nichtmitglieder – hat der TSV bis heute dieses Prädikat alle zwei Jahre erneuern können. Im Jahr 1997 war die Turnabteilung mit 8 Gruppen in allen Altersklassen im Übungsbetrieb. Auch die Freizeitsportabteilung konnte einen beachtlichen Erfolg vermelden: Die Volleyballer wurden Vierter beim Württembergischen Pokalturnier in Herrenberg. Die F-Jugend-Fußballer wurden Gruppensieger, die D-Jugend Vizemeister. Beide standen jedoch im Schatten der aktiven Fußballer, die unter ihrem Trainer Gerhard „Rio“ Rieger Vizemeister wurden und nach zwei Siegen in Relegationsspielen gegen Lauffen und Massenbachhausen in die Kreisliga A aufstiegen. Dieser Erfolg war das passende Geschenk der Fußballer zum 90sten Geburtstag des TSV, der vom 4.-6. Juli mit einem offiziellen Festabend unter Beteiligung der örtlichen Vereine, einem Jugendturnier mit abschließender Sommernachtsparty und einem Tag der Turnabteilung mit Leichtathletikvereinsmeisterschaften gefeiert wurde. Besonderer Höhepunkt war ein Einlagespiel der Meistermannschaft des TSV von 1972 gegen den damaligen Vizemeister, der erneut mit 4:3 geschlagen wurde. Der Verein befand sich im Aufwind: Unter Nicole Baier begann die funktionelle Gesundheitsgymnastik, die Freizeit-Volleyballer begannen mit dem regulären Spielbetrieb, die Fußballer stellten eine neue Bambini-Mannschaft vor. Zudem konnten 4 neue Fußball-Schiedsrichter ausgebildet werden.

Erfolgreich begann auch das Jahr 1998. Die aktiven Fußballer gewannen das Hallenturnier in Güglingen und konnten sich gegen namhafte Gegner durchsetzen. Nach langer Pause wurde wieder ein Vereinsausflug durchgeführt – erstmals im Winter ins Skiparadies Damüls in Vorarlberg. Dieser Ausflug sollte in den kommenden Jahren fester Bestandteil des TSV-Jahresprogramms werden. Das Sportjahr hatte wenige Höhepunkte zu verzeichnen. Die Fußballer verfehlten den Gewinn des Zabergäu-Pokals nur knapp und wurden Zweiter, die F-Jugend-Fußballer gewannen die Freundschaftsrunde. Die jüngsten Spieler des TSV gewannen das Bambini-Turnier in Leingarten und wurden im folgenden Jahr in Brackenheim Turniersieger. Nach erfolgreicher Arbeit beim TSV verließ Fußballtrainer Gerhard Rieger den Verein. Rainer Graf folgte ihm nach und sollte in den Folgejahren den TSV in der Kreisliga A etablieren.

1999 verlief sportlich ruhig, es gab nur wenige große Erfolge zu verzeichnen. Die Turnabteilung musste mit Uta Esser die langjährige Leiterin der Damengymnastik verabschieden. Auch die aktiven Fußballer hatten in der Kreisliga A schwer zu kämpfen. Zum Jahresende verließen die lang-jährigen Pächter des TSV-Sportheim Hans Grüninger und Annabelle Claasen den Verein. Als Nachfolger konnten Susanne Weißschuh und Claudia Schäfer gewonnen werden.